Astronomiefans » News und Wissenswertes » Lichtverschmutzung: Definition, Folgen und Maßnahmen zur Reduktion
Das Thema Lichtverschmutzung interessiert mich ganz persönlich seit einem Urlaubserlebnis vor einigen Jahren:
In unserem Ski-Urlaub in den Schweizer Bergen wohnten wir in einem Dorf auf fast 2000 Metern Höhe…
In einer sehr kalten und klaren Nacht machten wir nach dem Abendessen noch einen Spaziergang. Der Weg führte uns vom Dorf weg und bald umfing uns absolute Dunkelheit.
Mit bloßem Auge konnten wir die Milchstraße beobachten, die ich so noch nie gesehen hatte. Vor uns lag eine Sternenpracht, die uns einen Einblick in die unendliche Größe, Schönheit und Vielfalt der Milchstraße und des Weltalls gab.
Diesen Blick in den Himmel kannte ich aus dem dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen nicht und habe ihn auch in dieser Klarheit seit damals nicht mehr gesehen.
Inhaltsverzeichnis
Der Begriff Lichtverschmutzung (auch Lichtglocke, Lichtsmog, Lichtemmission, Lichtverunreinigung) könnte missverstanden werden:
Es wird nicht etwa sauberes Licht verschmutzt, sondern es ist das Licht selbst, das die natürliche Dunkelheit der Nacht durch Erhellen „beschmutzt“.
Unser Blick zum Himmel wird also getrübt durch die Lichtverschmutzung.
Neben Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung gehört auch die Lichtverschmutzung zum Bereich der Umweltverschmutzung.
Gemeint ist damit ein übermäßiger Einsatz von künstlichem Licht, der die Natur verändert.
Dabei wird das Licht, das in die Luftschichten der Erdatmosphäre gelangt, durch die Schichten der Atmosphäre, Staub oder Wasser reflektiert und in großem Umkreis zerstreut. Die Luft wird aufgehellt, wenn sie vom Licht durchdrungen wird.
Über den Städten bildet sich dadurch ein Lichtsmog, ein Nebel aus Licht.
Dabei gilt die Regel: je größer die Stadt oder – wie z. B. im Ruhrgebiet – die Ansammlung von Städten ist, desto größer ist auch die in ihrem Bereich vorhandene Lichtverschmutzung.
Verursacher sind vor allem Straßenbeleuchtung, Leuchtreklamen, Freizeitanlagen, Autos und erhellte Gebäude. Entsprechendes gilt auch für die Industrieanlagen.
Besonders kritisch zu sehen sind die starken Laserstrahler, die gerne als Werbung in Diskotheken eingesetzt werden, aber auch das immer stärkere Fernlicht der Kraftfahrzeuge und eine zunehmende Weihnachtsbeleuchtung.
In den letzten Jahren hat nicht nur die bestrahlte Fläche, sondern auch die Intensität der Bestrahlung mit Licht stetig zugenommen.
Lichtverschmutzung tritt vor allem in dicht besiedelten Gebieten von Industriestaaten auf.
Beunruhigend ist der starke Zuwachs, der in Deutschland und Europa ca. 6 % pro Jahr beträgt.
Das würde bedeuten, dass die nächste Generation in Europa nicht mehr in der Lage ist, die Milchstraße mit bloßem Auge zu erkennen.
Ich habe es in meinem Beitrag zum Sterne beobachten schon angesprochen:
Schon jetzt wird die Zahl der mit bloßem Auge – je nach Wetterlage – sichtbaren Sterne auf nur noch bis zu 500 angegeben, in den Innenstädten weit weniger. Früher lag sie bei bis zu 6.000.
Schon vor einigen tausend Jahren strebten die Menschen danach, nachts ihre Umgebung zu beleuchten.
Zunächst erhellte nur ein Feuer die Dunkelheit, später waren es zusätzlich brennende Kerzen und Öllampen im Wohnbereich.
Das 18./19. Jahrhundert brachte eine erste Wende, als man begann, in den Städten größere Flächen durch Gaslaternen zu beleuchten. Aber zu dieser Zeit konnte von Lichtverschmutzung noch keine Rede sein.
Als Edison und Swan Ende des 19. Jahrhunderts die Funktion der elektrischen Glühbirne entdeckten, änderte sich die Erhellung der Straßen erheblich.
Die Gaslaternen wurden durch die Glühlampen ersetzt. Aber auch durch diese Maßnahme blieb die natürliche Dunkelheit der Nacht weitgehend erhalten, weil die elektrischen Lampen noch relativ schwach waren.
Das änderte sich jedoch ab dem 20. Jahrhundert, weil die Effizienz der eingesetzten Lichtkörper in den letzten 100 Jahren um ein Vielfaches gewachsen ist.
Und dieser Prozess hält noch immer an.
Da der Preis für das Licht dank der sich ständig verbessernden Technologie deutlich sank, wurde von der Bevölkerung auch immer mehr künstliches Licht in Anspruch genommen.
Diesen Trend hat die Lichtindustrie gern bedient und für verschiedene Zwecke die passenden künstlichen Lichtquellen produziert.
Dadurch kam es mehr und mehr zum Problem der Lichtverschmutzung.
Die Himmelshelligkeit lässt sich mit speziell dafür konstruierten Geräten messen.
Hobbyastronomen empfehle ich in diesem Zusammenhang eine App, die Forscher des Projektes Verlust der Nacht für Smartphones entwickelten. Ohne Vorkenntnisse kann mit Hilfe von Referenzsternen die Helligkeit des Himmels an jedem beliebigen Ort ermittelt werden.
Die Nutzer werden durch die App zu bestimmten Sternen geleitet und nach deren Sichtbarkeit gefragt. So wird der lichtschwächste Stern ermittelt. Dadurch können die Wissenschaftler feststellen, wie hell der Himmel an diesem Ort ist und wie viele Sterne gesehen werden können.
Die Messungen sollen direkt geprüft werden und der Nutzer erfährt, wie gut seine Beobachtungen waren und wie viele Sterne ermittelt wurden. Er bekommt außerdem ein Gefühl dafür, wie viele Sterne er an einem dunkleren Ort noch sehen könnte. Die zahlreichen User weltweit helfen der Wissenschaft, die Veränderung des Nachthimmels zu dokumentieren.
Die vorhandene Lichtverschmutzung wurde auch mit Hilfe von Satelliten ermittelt.
Sowohl durch amerikanische Militär- als auch durch mehrere zivile Satelliten – u.a. unter Beteiligung deutscher Forscher – wurden die Lichter auf der Erde fotografiert und das weltweite Ausmaß der Lichtverschmutzung in Welt-, Europa- und Deutschlandkarten übertragen.
Die Satellitenkarten zeigen aber nur das Licht, das sich nach oben ausbreitet, nicht aber die nach unten wirksame Strahlung. Tatsächlich wird das Licht jedoch in der Atmosphäre gestreut. Dies führt zur Aufhellung des Himmelshintergrunds, der die schwächeren Sterne verschluckt.
Erschreckend ist, dass bereits 80 Prozent der Weltbevölkerung und in Europa 99 Prozent unter einem Himmel lebt, der nachts beleuchtet ist. Ein Drittel der Weltbevölkerung kann die Milchstraße nicht mehr erkennen.
Künstliches Licht ist eine Errungenschaft, die der Mensch nicht mehr missen will.
Er spürt das Bedürfnis nach Licht besonders, wenn im Frühjahr oder Sommer morgens die ersten Sonnenstrahlen die Nacht vertreiben. Dann fühlen wir uns wohl.
Licht gibt aber auch Sicherheit, wenn wir gefährliche Wege begehbar machen oder unser Haus vor Einbruch schützen wollen. Licht wird auch als Luxus geschätzt. Es ist Lebensqualität, wenn wir Licht einfach nach Bedarf einschalten können.
Die ständige Verfügbarkeit hat aber auch negative Seiten, die entweder nicht gesehen oder in Kauf genommen werden.
Gerade in den Städten wird es nachts durch die künstliche Beleuchtung nicht mehr richtig dunkel. Es sind nur noch die hellsten Sterne am Himmel zu sehen.
Die Dauerbeleuchtung führt aber nicht nur zum Verlust der natürlichen Nachtdunkelheit, sondern hat auch negative Folgen für den Menschen und seine Umwelt.
Dies gilt insbesondere für die Beeinträchtigung der Gesundheit. Durch den nicht mehr funktionierenden natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus können die innere Uhr und der Hormonhaushalt durcheinander geraten.
Als Folge der Lichtverschmutzung treten insbesondere durch den Blauanteil von LED-Leuchten Schlafstörungen auf, weil durch das künstliche Licht die für den Schlafprozess wichtige Ausschüttung des Hormons Melatonin verzögert wird.
Dadurch werden das Einschlafen am Abend und das Aufwachen am Morgen herausgezögert und insgesamt die Schlafzeit verkürzt. Dieser Zusammenhang ist fatal, denn für Immunsystem und Gedächtnis ist ausreichender Schlaf von großer Bedeutung.
Außerdem sollen chronische Schlafstörungen Mitauslöser für Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit und Depressionen sein.
Die schlimmste Folge dürfte jedoch die Annahme der Europäischen Kommission sein, dass durch die Lichtverschmutzung ein erhöhtes Krebsrisiko besteht. Auch hier spielt das Hormon Melatonin eine wichtige Rolle. Produziert der Körper zu wenig davon, steigt der Östrogenspiegel. Ein zu hoher Wert ist ein Risikofaktor für Brustkrebs.
In der Natur ist der Rhythmus zwischen Tag und Nacht sowie zwischen Helligkeit und Dunkelheit ein natürlicher Ablauf, der durch die Lichtverschmutzung erheblich gestört wird.
Die Folge ist eine Beeinträchtigung des natürlichen Wachstumszyklus der Pflanzen.
Durch Beobachtungen weiß man, dass beispielsweise Bäume neben künstlichen Lichtquellen später ihre Blätter verlieren und es dadurch zu erheblichen Frostschäden kommen kann.
Für viele Tiere ist ein dunkler Nachthimmel lebenswichtig, weil sie sich am Mond und den Sternen orientieren. Vor allem durch die weit verbreiteten weißen Lichtquellen mit hohem Blauanteil im Spektrum wird die Orientierung und Navigation nachtaktiver Insekten und Zugvögel gestört.
Wir alle kennen das:
Wenn man im Sommer abends bei Dunkelheit auf der Terrasse oder auf dem Balkon sitzt und der Sitzplatz lediglich durch eine künstliche Leuchte erhellt ist, dann dauert es nicht lange, bis die ersten Insekten, Schmetterlinge und andere kleine Tiere von der Lichtquelle magisch angezogen werden und diese so lange umfliegen, bis sie tot auf dem Boden liegen. Damit entfallen sie als Beutetiere für Spinnen und Fledermäuse.
Es werden neben den Insekten noch weitere Tierarten durch Lichtverunreinigung geschädigt.
So wird die Orientierung von Zugvögeln, die den Sternenhimmel zur Navigation in ein südliches Winterquartier brauchen, beeinträchtigt mit der Folge, dass sie hell erleuchtete Objekte anfliegen und sich dabei verletzen oder sogar getötet werden.
Die Lichtverschmutzung kann auch für junge Seevögel, die Sturmtaucher oder Sturmschwalben, das Todesurteil bedeuten.
Wenn sie bei ihren ersten Flugversuchen von den Steilküsten nicht das offene Meer erreichen, sondern von künstlichen Lichtquellen angezogen zu Boden gehen, können sie nicht mehr abfliegen, weil sie dafür keine erhöhte Position mehr finden. Sie gehen dann elendig zugrunde.
Fledermäuse verlassen bei künstlicher Beleuchtung erst später ihr Quartier und kehren am Morgen früher zurück. Dadurch steht ihnen weniger Zeit für die Nahrungsaufnahme zur Verfügung. Vor allem in den frühen Abendstunden ist aber die Insekten-Verfügbarkeit besonders groß. Die Entwicklung der Jungtiere wird empfindlich gestört.
Beeindruckend waren für mich auch Filmaufnahmen von Meeresschildkröten, die wie auf ein Kommando zu Tausenden aus den im Sand vergrabenen Eiern krochen und um ihr Leben in Richtung des hellsten Lichtes liefen.
Das war früher immer das Meer.
Erschreckend, wie viele Schildkröten von der hellen Beleuchtung der Hotels und Strandpromenaden von ihrem Weg abgelenkt und zur leichten Beute von Raubvögeln wurden.
Durch den Lichtsmog können auch evolutionär gewachsene Tiergemeinschaften verändert werden, weil sich das Räuber-Beute-Verhältnis verschiebt.
Sind beispielsweise Gewässer hell erleuchtet, können die darin lebenden Fische nachts kleine Organismen jagen, die sonst durch die Dunkelheit wenigstens phasenweise geschützt wären.
Fischschwärme können auch ihre Orientierung verlieren.
Es gibt tag- und nachtaktive Tiere, die sich aufgrund der Veränderung der Lichtverhältnisse bei der Nahrungssuche nun in die Quere kommen.
Astronomen haben schon sehr früh auf das Problem der Lichtverschmutzung aufmerksam gemacht.
Der Himmel ist bereits zu hell, um schwach leuchtende Sterne, ferne Nebel oder auch die Milchstraße in ihrer ganzen Schönheit beobachten zu können.
In einer Umfrage gab die Hälfte der Befragten unter dreißig Jahren an, sie habe das weiße Band der Milchstraße noch nie gesehen.
Astronomen fangen bei der Beobachtung von Sternen mit dem Teleskop das schwache Licht der Himmelskörper ein und verstärken es. Da alle Lichtstrahlen verstärkt werden, wird auch das hausgemachte Licht verstärkt.
Dabei werden die schwächeren von den stärkeren überlagert.
Das Ergebnis:
Astronomen sehen fast nur noch die helleren Sterne.
Auch den Astrofotografen bereitet die Lichtverschmutzung Probleme, weil deren Aufnahmen durch das Photonenrauschen (Störsignale durch das Einbringen von Streulicht) beeinträchtigt werden.
Viele lichtschwache Objekte sind bei künstlich erhelltem Himmel nicht oder nur noch bedingt zu fotografieren.
Durch Änderung der Belichtungszeit und den Einbau von astronomischen Filtern können in eingeschränktem Umfang dennoch Aufnahmen gelingen.
Beim Einsatz von Filtern ist jedoch zu bedenken, dass nicht nur das störende Licht aus der Umgebung gefiltert wird, sondern auch vom beobachteten Himmelsobjekt weniger Licht ankommt. Es ist dadurch eine längere Belichtungszeit erforderlich.
Lichtemmission (schädliche Umwelteinwirkung durch Licht) wird vom Gesetzgeber in Deutschland bereits als Problem anerkannt.
Schädliche Umwelteinwirkungen durch Licht liegen dann vor, wenn sie „nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen.“ (§3 BImschG).
Der Länderausschuss für Immissionsschutz hat ergänzend dazu eine „Richtlinie zur Messung und Beurteilung von Lichtemmissionen“ veröffentlicht. Die dortigen Grenzwerte sind jedoch (noch?) nicht verbindlich.
Fühlt sich jemand durch eine künstliche Lichtquelle des Nachbarn erheblich belästigt, so kann er den Rechtsweg beschreiten. Ob eine erhebliche Belästigung vorliegt, lässt sich nur schwer beweisen, weil im Gesetz selbst keine konkreten Lichtemmissionsgrenzwerte festgelegt sind.
Es kommt also auf den Einzelfall an, ob der Richter eine solche nicht hinzunehmende schädliche Umwelteinwirkung feststellt.
Will man sich durch Klage gegen die Lichteinwirkungen eines Nachbarn wehren, so könnte man sich an einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes zur Zumutbarkeit von Lichtemmissionen orientieren.
Es entschied, dass sich die Beurteilung nach dem Grad der Schutzwürdigkeit des betroffenen Nachbarn richte. Dabei seien auch die betroffenen Wohnbereiche zu würdigen. Ein Schlafraum wird beispielsweise besser geschützt als der Wohnbereich. Außerdem habe die Frage, ob die Nachbarn nicht durch wenig aufwändige Maßnahmen eine Abschirmung erzielen können, Einfluss auf die Bewertung des Gerichtes.
An einem konkreten Beispiel eines häufiger vorkommenden Streits wird der Konflikt zwischen unterschiedlichen Interessen der Nachbarn deutlich:
Zum Schutz vor Einbrechern wurde einem Hausbesitzer empfohlen, Haus und Grundstück großzügig zu beleuchten, entweder als Dauerbeleuchtung oder durch Bewegungsmelder. Er fühlte sich in dem von Licht umfluteten Haus sicherer und wohl, sein Nachbar jedoch erheblich gestört, weil die Beleuchtung sein Grundstück erfasste.
Auch in diesem Fall galt für die Entscheidung des Gerichts:
Nicht immer hat der Nachbar ein Beseitigungsrecht, wenn er sich durch eine Lichtquelle auf dem angrenzenden Grundstück belästigt fühlt. Es kommt auf die Frage an, wessen Interessen überwiegen. Es sind die konkreten Umstände, die für das Gericht eine Rolle spielen, z.B. wie stark die Lichtquelle leuchtet und wie deren Ausrichtung ist.
Das Gericht entschied im genannten Fall, dass der auf das Grundstück des Nachbarn ausgerichtete Scheinwerfer als Schutz vor Einbrechern entfernt werden müsse.
Das galt auch für eine 40 Watt Glühbirne.
Es wurde vom Gericht die Meinung vertreten, dass „das Gefühl erheblicher Lästigkeit“ für einen Beseitigungsanspruch ausreiche. Der Nachbar müsse auch nicht zur Reduzierung der Lichteinwirkung die Rollläden im Schlafzimmer herunterlassen oder Gardinen anbringen.
Eine der Hauptursachen für die hohe Belastung von Städten mit künstlichem Licht ist die Straßenbeleuchtung. Dafür gibt es gute Gründe. Sie erhöht nicht nur die Lebensqualität, sondern dient auch der Sicherheit. Aber leider ist unsere Straßenbeleuchtung zur Hälfte an der Lichtverschmutzung beteiligt.
Es ist ratsam, vorsichtig zu sein bei der Verwendung von Statistiken zur Begründung von Entscheidungen. Die Grundlagen sind häufig zu komplex, um einfache Aussagen treffen zu können.
So gehört zum Beispiel Belgien wegen der beleuchteten Autobahnen zu den hellsten Regionen in Europa. Ob deshalb aber die Verkehrssicherheit in diesem Land höher ist als in anderen, lässt sich nicht belegen. Die Zahl der Verkehrstoten ist vergleichbar mit der anderer mitteleuropäischer Länder.
Die zweite Frage im Zusammenhang mit der Straßenbeleuchtung wird häufig diskutiert:
Bringt hellere Straßenbeleuchtung mehr Sicherheit vor Straftaten?
Auch die hierzu vorliegenden Statistiken lassen unterschiedliche Interpretationen zu. An schwach beleuchteten Straßen war die Anzahl der Straftaten sogar geringer. Verschiedene umfangreiche Untersuchungen in den USA und England haben gezeigt, dass an hell erleuchteten Straßen nicht weniger Straftaten begangen werden.
In England wurde die bisher umfassendste Untersuchung durchgeführt. Flächendeckend wurde in vielen Kommunen die Straßenbeleuchtung zumindest für einige Stunden ausgeschaltet. Auch hier konnte anhand der Unfallstatistiken nicht nachgewiesen werden, dass die Zahlen der Unfallopfer entsprechend gestiegen sind.
Jetzt wird in vielen Kommunen, wie auch in meiner Heimatstadt, aus finanziellen Gründen nachts die Beleuchtung für einige Stunden abgeschaltet.
Auch hier gibt es die gleichen Ergebnisse, weil komplexe Zusammenhänge nicht einfach zu interpretieren sind. Das subjektive Sicherheitsempfinden ist allerdings bei guter Beleuchtung größer.
Nicht nur die industrialisierte Welt, sondern auch andere Nutzer von Licht wie Behörden oder Privatleute stellen ihre Beleuchtung verstärkt auf LED-Leuchten um.
Sie werden gern als Lichtquelle genommen, weil sie zwar als teurer gelten, gleichzeitig aber als energiesparender, heller und langlebiger. Gerade die Kommunen kaufen deshalb aus Gründen der Einsparungen beim Energieverbrauch immer mehr, vor allem hellere LEDs (Rebound-Effekt) mit der Folge, dass dadurch die Lichtstärke in den Städten weiter zunimmt.
Das Problem des verstärkten Einsatzes von LED-Lampen wird vor allem dadurch erhöht, dass sie häufig blaues Licht enthalten.
Die biologischen Wirkungen von blauem Licht sind besonders stark.
Dabei bietet die LED-Lampe selbst einfache Möglichkeiten, die negativen Effekte zu reduzieren.
Denn die Farbe des Lichts ist bei LEDs variabel. Wird das blaue Licht-Spektrum entfernt, hat das nicht nur Vorteile für die nachtaktiven Organismen des Öko-Systems, sondern auch für die Dunkelheit des Nachthimmels selbst.
Außerdem wird es stärker in der Atmosphäre gestreut als rotes, gelbes oder grünes Licht und führt dadurch zu weithin sichtbaren Lichtglocken über den Städten und Ortschaften.
Auch abseits der Städte reicht die Wirkung dieser LEDs noch aus, um die natürliche Dunkelheit zu verdrängen.
Durch Satellitenmessungen und Erstellung einer genauen Karte konnte ein internationales Forscherteam nachweisen, dass unsere Nächte immer heller werden.
Die Intensität des künstlichen Lichts und die Größe der beleuchteten Fläche haben zwischen 2012 und 2016 zugenommen – weltweit um rund zwei Prozent pro Jahr.
Die Funktion einer Solarlampe ist ideal. Sie lädt sich während des Tages mit Sonnenlicht auf und gibt in der Dunkelheit die gespeicherte Energie als Licht ab. Sonnenlicht als Energiequelle ist unerschöpflich und kostenlos.
Solarlampen haben aber auch Nachteile, die den Einsatz einschränken. Die Leuchtkraft und -dauer sind gering. Sie spenden im günstigsten Fall Licht für eine Nacht. An hellen Sommertagen mögen Solarlampen genügend Energie für eine Nacht speichern, an trüben Tagen oder im Winter reicht die Energieaufnahme nicht.
Deshalb werden derzeit Solarleuchten meist nur im Gartenbereich verwendet. Zum Ausleuchten größerer Flächen können sie nicht eingesetzt werden, weil ihre Leuchtstärke nicht ausreicht. Durch neuere Entwicklungen in der LED-Technik könnten Solarleuchten allerdings viel leistungsfähiger werden.
Nachdem das Problem Lichtverschmutzung deutlich geworden ist, ergibt sich die Frage:
Was kann man gegen den Lichtsmog tun?
Es gibt viele Möglichkeiten, durch geeignete Maßnahmen die weitere Ausbreitung der Lichtverschmutzung zu bekämpfen, sie zu stoppen, zu vermindern oder – im Idealfall – zu verhindern.
Ich nenne hier nur einige dieser Möglichkeiten.
Wichtig ist vor allem, dass das Bewusstsein für die Nacht als schützenswertes Gut gestärkt wird und dass jeder bei sich selbst mit den Maßnahmen zur Erhaltung anfängt und eine kritische Haltung zum eigenen Lichtverbrauch entwickelt.
Zunächst sollte hinterfragt werden, ob das Licht immer und überall verfügbar sein muss.
Jeder könnte in seinem Umfeld durch den Einsatz von Dimmern, Zeitschaltuhren, Bewegungsmeldern, Energiespar- und Solarleuchten sicherstellen, dass Licht nur im Bedarfsfall und in erforderlicher Menge verfügbar ist. Durch die Umrüstung der Lichtquellen auf die LED-Technik ließe sich eine weitere Reduzierung des Lichtverbrauchs erreichen.
Bei der Straßenbeleuchtung, die einen hohen Anteil an der Lichtverschmutzung hat, wäre darauf zu achten, dass das Licht besser abgeschirmt wird.
Da aber häufig die Abschirmung fehlt, wird das Licht in alle Richtungen verstreut. Auch hier könnte die LED-Technik zum Einsatz kommen, bei der das Licht gerichtet verteilt und nicht gestreut wird.
Im Gegensatz zu konventionellen Lampen können moderne LED-Straßenlichter leichter auf ausgewählte, zu beleuchtende Flächen gerichtet werden. Es kann jedoch nicht ganz verhindert werden, dass Licht auch bei moderner Technik reflektiert werden kann.
Die seit einigen Jahren durchgeführte Umstellung der städtischen Beleuchtung auf LED-Technik könnte kritischer vorgenommen werden: Ziel der Umstellung sollte nicht sein, für gleiches Geld ein helleres Licht zu bekommen sowie mehr dunkle Bereiche auszuleuchten, sondern die eingesparten Mittel in andere sinnvolle Projekte zu stecken.
Auch in Sachen Lichtfarbe kann man Einfluss auf den Lichtsmog nehmen, denn wählt man die Lichtfarbe möglichst gelblich-orange mit wenig Blauanteil, vermindert man die Streuung in der Atmosphäre. Es gibt die Forderung, nur LED-Leuchten herzustellen, die kein blaues Licht enthalten. Dabei wäre in Kauf zu nehmen, dass sie dann nicht mehr in strahlendem Weiß leuchten.
Es soll die jeweils angemessene Lichtmenge eingesetzt werden, nicht zu viel.
„Mehr Licht bringt mehr Sicherheit“ ist dabei keine gute Devise.
Denn wir alle wissen:
Wenn wir von sehr hell erleuchteten Orten in dunklere Bereiche kommen oder umgekehrt, können wir eine Weile nicht gut sehen, und zwar so lange nicht, bis die Augen sich angepasst haben.
Am einfachsten ist es natürlich, Lichtverschmutzung zu vermeiden, indem nicht benötigtes Licht einfach abgeschaltet wird. Aber gerade darüber wird häufig gestritten. So werden beispielsweise auf Wunsch von Kulturpolitikern gern Kunstwerke oder Gebäude beleuchtet, während Finanzpolitiker genau das Gegenteil fordern. Oder es wird – wie in meiner Heimatstadt bereits geschehen – die Straßenbeleuchtung aus finanziellen Gründen nachts für 2 ½ Stunden abgeschaltet, während einige Politiker Probleme im Bereich der Sicherheit befürchten.
Bei der Straßenbeleuchtung wird in einigen Städten geprüft, ob jede zweite Straßenlampe zu bestimmten Nachtstunden abgeschaltet werden kann. Auch hier gibt es Gegner dieser Überlegung. Sie argumentieren, dass wegen der Trägheit des Auges der Übergang von hell nach dunkel oder umgekehrt problematisch ist.
Ein weiterer Lösungsansatz zur Vermeidung von Lichtverschmutzung ist, durch technische Maßnahmen zu einer effizienteren Nutzung des Lichtes zu kommen. Gesetzliche Regelungen mit möglichst klaren Festlegungen, was erlaubt ist und was nicht, könnten ebenfalls dazu beitragen, das Entstehen weiterer Lichtverschmutzungen zu verhindern.
Eine Maßnahme zur Verminderung der Lichtverschmutzung könnte sein, das Licht nicht mehr nach oben zu lenken, sondern dort, wo es möglich ist, nach unten.
Astronomen, die eine bessere Ausgangslage für ihre Beobachtungen benötigen, können prüfen, ob das Ausweichen in eine dunklere Umgebung möglich ist.
Um der Lichtverschmutzung zu entfliehen, muss man den Lichtradius unserer Städte verlassen.
In Deutschland gibt es nur noch wenige Orte, in denen der Lichtsmog so gering ist, dass man die Sterne sehr gut sehen kann.
Das bieten vor allem die Sternenparks.
Leider gibt es in Deutschland noch keine konkrete gesetzliche Regelung zur Vermeidung von Lichtverschmutzung. Die Sternenparks müssen jedoch Auflagen einhalten. So sind zum Beispiel nur Leuchten erlaubt, die das Licht nach unten abgeben oder bei denen kein Blauanteil im Licht erhalten ist.
Besucher können sich in den Sternenparks umfangreich über Lichtverschmutzung und Astronomie informieren.
Zu den wichtigsten Sternenparks gehören:
Der Sternenpark Westhavelland in Brandenburg, etwa 70 km westlich von Berlin, gilt als der berühmteste Landstrich für einen ungestörten Blick auf den Sternenhimmel. Er wurde 2014 als erster „International Dark-Sky Reserve“ anerkannt. Hier liegt der offiziell dunkelste Ort Deutschlands: Gülpe.
Der Nationalpark Eifel gehört für mich zu den Schutzgebieten, die man erlebt haben muss. Er liegt in einer wunderschönen Umgebung, die zu ausgiebigen Wanderungen einlädt. Hier wird die Natur immer mehr sich selbst überlassen.
Dieser Park ist nicht nur wegen seiner guten Sicht auf den funkelnden Sternenhimmel und die Milchstraße sowie der Anerkennung der International Dark-Sky Association bekannt.
Der nun auf die Anerkennung folgende Schritt ist die Weiterentwicklung vom Sternenpark zum Sternenreservat. Hier soll ein 15 Kilometer breites Band um den vor Lichtverschmutzung streng geschützten Park angelegt werden.
Die Astronomie-Werkstatt des Sternenparks bietet regelmäßige Veranstaltungen auf dem Gelände an. Auf der dortigen Sternwarte kann man mit Teleskopen den Himmel beobachten und von Astronomen die Kunst der Sterne-Beobachtung erlernen.
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