Astronomiefans » News und Wissenswertes » Wo ist denn nun Planet Neun? Die Suche geht weiter
Auch nach mehr als zwei Jahren hat man den neunten Planeten in unserem Sonnensystem noch nicht finden können. Dabei gibt es fundierte Hinweise auf seine Existenz.
So hat das California Institute of Technology bereits das Ungleichgewicht im Kuiper-Gürtel festgestellt, nachdem die Bahnen von einigen kleineren Objekten am Rand unseres Sonnensystems vermessen wurden. Die ungewöhnlichen Bahnen ließen sich nur durch ein sehr starkes Gegengewicht – eines größeren Himmelskörpers – erklären, dessen Bahn in eine gegenläufige Richtung ausschere.
Es begann im Grunde schon damit, dass Pluto zum Zwergplaneten erklärt wurde und damit als äußerer Planet unseres Sonnensystems weggefallen war.
Wie kam es dazu, dass Pluto kein Planet mehr war?
Die Astronomie hatte sich weiterentwickelt: Immer verfeinerte, genauere Messgeräte führten dazu, dass die Forscher nunmehr in der Lage waren, weit außerhalb der Neptun-Bahn zu beobachten. Man entdeckte so fernab von Neptun noch jede Menge neuer Himmelskörper, von denen eben Pluto nur einer von Vielen war!
Darüber hinaus war Pluto übrigens bei weitem nicht der Größte Körper, den man in diesen äußeren Bahnen fand. Es gab einfach noch jede Menge anderer Zwergplaneten und so musste Pluto vernünftigerweise als Planet zum Zwergplaneten degradiert werden.
Zwar war die Idee von unbekannten Kräften am Rand unseres Sonnensystems nicht neu, war doch schon laut des US-Radiosenders NPR 2014 die Rede davon.
Seit 2016 tauchen aber nun Gerüchte in Fachzeitschriften und Journalen wie dem Astronomical Journal auf, es gäbe vielleicht doch wieder einen neunten Planeten in unserem Sonnensystem. Es geht jedoch dieses Mal nicht um unseren alten Freund Pluto:
Es geht um einen bislang unbekannten, noch nicht identifizierten Planeten. Dieser könnte durch seine Anwesenheit im äußeren Bereich des Sonnensystems eine ganze Reihe von Dingen erklären.
Abgeleitet wird er durch die Existenz und Verhaltensweise der Trans-Neptunischen Objekte (Asteroiden und Zwergplaneten weit außerhalb von Neptun).
Zunächst einmal geht es primär darum, dass unser unbekannte Planet Nummer Neun die ganzen Bahnen der äußeren Zwergplaneten erklären könnte!
Diese Bahnen der Zwergplaneten sind grundsätzlich verschieden zu denen der inneren Planeten. Denn die Planeten im Inneren weisen fast kreisrunde Bahnen auf. Sie sind zwar leicht elliptisch, jedoch insgesamt fast kreisrund. Die Bahn eines Zwergplaneten jedoch ist enorm elliptisch.
Außerdem hat man herausgefunden, dass diese Bahnen der Zwergplaneten sich alle in einem bestimmten Quadranten des Himmels aufhalten!
Das bedeutet im Klartext, dass diese Zwergplaneten zwar ab und zu nah an der Sonne vorbeiziehen, dann jedoch wieder sehr weit von dieser entfernt ihre Bahn ziehen. Fast so, als hätten sie versucht, von der Sonne wegzukommen, es jedoch immer wieder nicht geschafft haben. Etwas hält sie also vermutlich im Sonnensystem fest und zieht sie regelmäßig wieder hinein.
Was kann einen Himmelskörper denn bewegen? Astronomen wissen: Nur Massen können andere Massen bewegen und so auf bestimmte Bahnen zwingen.
So kam man schließlich auf die Idee, es könnte da draußen einen riesigen Brocken geben. Dieser könnte etwa 5 bis 20 mal so schwer wie die Erde und circa 2 bis 4 mal so groß sein, in etwa 700-facher Erde-Sonne-Entfernung gelegen. Dabei würde dieser gigantische Brocken eine ebenfalls sehr exzentrische, sehr elliptische Bahn beschreiben. Dieser Brocken wäre eben für die Bahnen der übrigen Himmelskörper in seiner Nähe verantwortlich.
Man hat dies vor allem durch diverse Computersimulationen berechnen lassen: In der Himmelsmechanik kann man schließlich die Bahnen von Objekten sehr exakt bestimmen.
Das Berechnen der Position und das Entdecken von neuen Planeten mithilfe von Bahnen bereits bekannter Planeten ist ja nichts Neues in der Welt der Astronomie:
So hatte seinerzeit Wilhelm Herschel (1738-1822) mit seinem Spiegelteleskop den Uranus entdeckt. Die Bewegungen des Uranus haben nämlich damals dazu geführt, dass man erst anfing, nach Neptun zu suchen. Sie waren nicht allein erklärbar durch Saturn und Jupiter – vielmehr störte irgendetwas die Bahn von Uranus.
So erlaubte die damalige Himmelsmechanik bereits mit Stift und Papier auszurechnen, was für eine Masse wo sein muss, damit sich die Masse, die ich beobachten kann, so verhält, wie ich sie beobachte. So berechnete man, wo der Planet sein müsste, wie groß er sein müsste und seine physikalischen Eigenschaften. Das führte schließlich zum Erfolg und man entdeckte Neptun am 23. September 1846.
Es gab also nun vor Kurzem in der Fachwelt die Hypothese, dass es einen neunten Planeten geben müsse, der diese Bewegungen der Zwergplaneten erklären kann. Sobald dieses Thema aber in der Fachwelt diskutiert wurde, kamen immer mehr Indizien auf, die auch etwas anderes aufwarfen:
Das Problem lautet nämlich, dass die Rotationsachse der Sonne nicht perfekt auf der Ekliptik steht, wie man es vermuten würde. Stattdessen scheint die Rotationsachse der Sonne gekippt zu sein. Nur ganz leicht zwar – jedoch merklich. Die Frage lautet also:
Wie kommt es, dass die Rotationsachse der Sonne nicht gerade, sondern gekippt ist?
Die Erklärung dafür besteht darin, dass irgendein sehr weit entferntes, viel leichteres Objekt als die Sonne, dazu in der Lage war. Man hat also jetzt ausgerechnet, dass ein neunter Planet, bei 700-fachem Abstand von der Erde zur Sonne, für genau diesen Effekt der etwas leicht gekippten Sonnenachse gesorgt haben könnte.
Man hat also nicht nur ein Phänomen erklären können, sondern nunmehr zwei.
Interessant ist auch die Theorie, dass wenn der riesige neunte Eisplanet noch in unserem Sonnensystem integriert wäre, sich ein stabileres Planetensystem ergeben würde, als das, was wir heute vorfinden.
Heute stehen wir nämlich vor der spannenden Frage, warum unsere vier inneren Gesteinsplaneten eigentlich noch dort sind, wo sie sind. Man vermutet, dass die Stabilität unseres Sonnensystems die inneren Planeten betreffend durchaus gefährdet ist (ganz im Gegenteil zu solchen Riesen-Planeten wie Jupiter und Saturn, deren Position gesichert scheint).
Es stellt sich vielmehr heraus, dass durch einen Eis-Planeten mit den beschriebenen Eigenschaften das Sonnensystem stabilisiert worden wäre. Diese Stabilisierung war aber nur anfangs notwendig – später muss dieser Eisriese aus dem Sonnensystem heraus geschleudert worden sein. Das hat dann dazu geführt, dass sich die äußeren Bahnen der Zwergplaneten so exzentrisch entwickelt haben. Durch seinen weiten Abstand zur Sonne hat er dort dann die Rotationsachse der Sonne leicht gekippt – er trägt aber insgesamt so zur Stabilität des Sonnensystems bei.
Den Planeten Neun hat sich unser gerade enstehendes Sonnensystem aber vielleicht vor Urzeiten einverleibt, und zwar von einem anderen, sehr nahen Stern, zu einem ganz frühen Zeitpunkt unseres Sonnensystems.
Wie bereits erwähnt, ist der vermeintlich neunte Planet sehr weit weg – 700 mal so weit entfernt, wie die Strecke von Erde zur Sonne.
Die unglaubliche Distanz zur Sonne bedeutet jedoch wiederum, dass Planet 9 unglaublich kalt sein muss. So kalt, dass er nur im Infraroten zu beobachten ist.
Planet Neun ist aber leider nur zwei bis viermal so groß wie die Erde. Es geht also darum, ein winziges Scheibchen Infrarot-Strahlung zu entdecken. Die Herausforderung besteht nun darin, die Infrarot-Kameras so zu verfeinern, dass diese den neunten Planeten auffinden können.
Es geht also nun darum, dass Himmelsforscher quasi zurück zu den Wurzeln gehen müssen, sozusagen „vor der eigenen Haustür“ beobachten sollten.
Exoplaneten entdecken ist schön und gut, aber hier im Sonnensystem scheint es ja noch genügend Geheimnisse zu geben, die es zu lüften gilt.
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